Ziemlich große Erwartungen wurden in das neue Studioalbum einer der führenden Melodic Hardrock-Bands Großbritanniens gelegt. Nun ist es, fast zeitgleich mit der japanischen Veröffentlichung, auch in Europa erhältlich.
Das Cover wurde von dem bekannten spanischen Künstler Luis Royo speziell für "Spellbound" gezeichnet und stellt ein Fantasymotiv dar, auf dem ein wirklich fürchterlicher Drache eine jungfräuliche Reiterin auf einem Einhorn angreift. Ein Bücher-beschwörender Magier, Fledermäuse und eine Burg dürfen auch nicht fehlen.
Auch das Booklet mit zahlreichen Fotos der Gruppenmitglieder und den gesamten Songtexten weiß zu gefallen.
Los geht`s mit dem gefälligen Instrumental "March Of The Argonauts", hauptsächlich von Schlagzeug und Gitarren getragen.
Beinahe übergangslos folgt dann "Fear The Force", ein Titel, der bereits ein hohes Tempo vorlegt und sich inhaltlich, mit dem Kampf zwischen Drachen und Einhorn, auf das Titelbild bezieht. Gerade die Gitarre sticht beim Sound hervor und insgesamt schafft es der Titel, einen gerade beim Kehrreim mitzureißen.
Noch härter geht es bei "Inside The Pyramid of Light" weiter. Ein recht origineller Text, der den Kampf zwischen Mark Anton, der mit seinen Legionen nach Ägypten kam, und Cleopatra beschreibt, den letztere (allerdings nicht mit militärischen Mitteln) gewann.
Leider ist der Titel für meine Verhältnisse einfach nicht melodiös zu nennen, sondern ist einfach nur hart und macht keinen Spaß. Der Schwächste der Scheibe.
Darauf folgt der Titelsong "Spellbound". Auch er beginnt mit recht harten Klängen, einem Merkmal, das sich wesentlich stärker durch dieses Album zieht, als in den bisherigen drei. Der Refrain ist dann wieder melodischer und klingt sehr gut - bildet mit dem Rest durchaus eine Einheit, an die man sich gewöhnen kann.
Trotzdem schlägt ihn der folgende um Längen. "We Rule The Night" beginnt mit Pferdegetrappel und -Gewieher und die Stimme von Gary Hughes wird am Anfang nur von klassischen keltischen Instrumenten begleitet, bis beim Kehrreim auch die restlichen Instrumente wirkungsvoll hinzukommen, ohne das Tempo zu stören. Dieses wird erst allmählich schneller, Gesang und Instrumentierung intensiver. Eine wundervolle Midtempo-Ballade, deren origineller, einzigartiger Klang überzeugt.
Auch "Red" beginnt mit klassisch wirkenden keltischen Klängen, in einer ruhigen Instrumentalsequenz bis der Gesang, zuerst verhalten, beginnt. Dann läutet ein echter Gitarren-Hardrock-Part die schnellere Gangart ein, trotzdem bleibt Ten auch hier melodisch und ein gewisser markanter Klang, der sich an den Beginn des Titels anlehnt ist dem "Red" nicht abzusprechen.
"The Alchemist" beginnt schnell und wieder etwas konventioneller `rockig`. Der Titel bleibt auch schnell und beschreibt die Umtriebe eines Alchimisten und Zauberers von seiner Burg aus, in einem Land vor unserer Zeit. Beschwingt vermittelt der Song gute Laune.
"Wonderland" ist ein ziemlich krasser Gegensatz zu den vorangegangenen Titeln, denn hierbei handelt es sich um sehr softe Ballade, langsam und ohne jeden harten Klang. Klingt sicherlich gut, aber selbst von Ten gibt es bessere `weiche` Songs.
Natürlich geht es mit "Eclipse" zurück in die härteren Gefilde, wie schon die ersten Klänge verraten. Dieser Titel gehört zu den besseren dieser Platte, denn kein Instrument sticht zu vereinnahmend hervor, der Hintergrundgesang im Refrain unterstützt den Sound, zusammen mit einem wieder sehr interessanten Text, in dem Seeleute auf ein mysteriöses Rätsel treffen, das sie nicht fassen können.
Superhart und schnell geht "The Phantom" los, was sich aber wieder etwas einrenkt. Die Geschwindigkeit bleibt, ebenso wie eine recht eingängige Melodie und ein gewisses Mitfühlen mit den Qualen des Phantoms.
Der letzte Titel ist "Till The End Of Time". Die zweite softe Ballade auf "Spellbound". Sehr sparsam (gerade am Anfang) instrumentiert, sehr langsam und wirklich sehr soft - leider schon in die Schmalzigkeit abdriftend, was bisher bei noch keinem Ten-Titel der Fall war.
Auch für diese Ballade gilt: da hat man von Ten schon besseres gehört! Wahrscheinlich sollte mit dieser Extraportion `Weichheit` die ansonsten verstärkte Härte des Albums etwas kompensiert werden. Dies ist aber nicht gelungen.
Fazit:
Die Titel haben großes Potential, trotzdem gefällt mir die neue Richtung der Gruppe nicht. Jetzt handelt es sich nicht mehr um eine (teilweise) harte Melodic Rock-Band, sondern um eine melodiöse aber nichtsdestoweniger Hardrock-Gruppe. Wer mehr darauf steht, kann hier vielleicht ein Meisterwerk entdecken.
Aber auch unabhängig davon war bisher meiner Meinung nach die Mischung der Titel und die Einheit, die sie auf den Scheiben bildeten, besser. Da war schnelles, mittleres und langsames Tempo einfach gekonnt verteilt und Balladen wirkten nicht eher deplaziert.
Für Fans der frühen Ten-Musik ist aber als Trostpflaster auch die Solo-CD von Gary Hughes "Precious Ones", sowie "The Tower" von Bob Catley (Ex- Magnum-Sänger) interessant, für die ersterer ebenfalls die Songs schrieb.
© by Frontiers Records Srl. 1999; Vertrieb durch Point Music; ca. 33,- DM
![]() |
Inhaltsverzeichnis | ![]() |
© `99 Der AmZeiger |